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Eine Szene, wie sie in der Nachkriegszeit häufig vorkam: Nach langer Kriegsgefangenschaft kehrte der Vater zurück. Seine Frau, viele Jahre im Ungewissen über sein Schicksal, hatte ihn für tot erklären lassen und erneut geheiratet. Der Sohn erkennt seinen heimgekehrten Vater nicht, er ist für ihn ein Fremder. Doch diesem Fremden war auch die Heimat fremd geworden. Er konnte in seinem Zuhause nicht bleiben, hatte Frau, Kind und Wohnung verloren. Auch bei anderen Heimkehrern hinterließen die Erfahrungen von Krieg und Gefangenschaft sichtbare Spuren. Menschlich verroht und brutalisiert, hatten sie Schwierigkeiten, sich im Familienleben wieder zurechtzufinden.
Eine Zeitzeugin berichtet:
"Frauen sind in dieser Not sehr selbständig geworden. Und dann kam der Mann nach Hause und dachte, er würde wieder das Heimchen am Herd finden, das nur auf ihn gewartet hat, ihm um den Hals fällt, und er würde nun wieder alles machen. Die Frauen waren es gewohnt, die Kinder zu erziehen, Wirtschaftsgeld zu verdienen und alles selbständig zu machen. Da gab es dann oft große Reibereien. … In meiner näheren Verwandtschaft ist es vorgekommen, dass ein Heimkehrer voller Freude nach Hause kam und seine Frau … in den Armen eines anderen vorfand. Dann ist die Frau vor lauter Schreck abgehauen und hat den Mann mit den Kindern allein gelassen. Der wusste kaum selber, wie er existieren sollte. Nun musste er für drei Kinder sorgen. Und die Kinder waren die Mutter los und hatten einen ihnen fremden Vater. Es war schrecklich."
(Ursula B. geboren 1921, in: Zeitbrüche – Lebensbrüche. Frauen erinnern sich an das Jahr 1945, Erfurt 1995, S. 35.)