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Die Einwohnerzahlen der Städte stiegen durch Landflucht und Bevölkerungswachstum sprunghaft an. Der Mangel an Unterbringungsmöglichkeiten trieb den Mietpreis in die Höhe.
Ein Großteil der Wohnungen bestand aus nur einem Zimmer, das gleichzeitig als Küche, Wohn- und Schlafraum diente. Viele Familien waren auf Einnahmen durch so genannte Kost- oder Schlafgänger angewiesen, die im Schichtbetrieb arbeiteten und sich zum schichtweisen Schlafen einmieteten.
Die Industrieunternehmer erkannten mit der Zeit die Not der Arbeiter. In der Nähe von Zechen und Werken entstanden Arbeitersiedlungen. Die Bauten waren einfach und im gleichen Stil errichtet.
Hierbei konnte es zu Verwechselungen kommen, wie ein Bergmann berichtet:
"Ganz zu Anfang hat mein Vater in der alten Kolonie als Kostgänger gewohnt. Abends … kommt er von der Mittagsschicht nach Hause, packt in ein Fensterchen neben der Tür, nimmt den Schlüssel, schließt auf, geht rein, hängt die Mütze an den Haken … , kommt zum Backofen … und holt die Bratkartoffeln raus. Er setzt sich, beginnt zu löffeln und guckt sich um: 'Moment mal! Neben meiner Mütze hängt ein fremder Hut.' Dann hat er sich umgeschaut, die Pfanne zurückgestellt, ist raus gegangen, hat abgeschlossen und den Schlüssel weggelegt. Er hatte sich um ein Haus vertan."
(Zimmermann, Michael: Schachtanlage und Zechenkolonie. Leben, Arbeit und Politik in einer Arbeitersiedlung, Essen 1987, S. 47.)