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Die Verelendung des Arbeiterproletariats schritt in den 1870er-Jahren zunehmend voran. Die Wohnungen lagen in überfüllten und überteuerten Mietskasernen, die hygienischen Verhältnisse sowie die Ernährung waren mangelhaft. Auch die Arbeitszeiten waren unzumutbar lang, die Löhne niedrig und die Arbeitsplätze schmutzig und zugig.
In den schnell wachsenden Elendsvierteln der Städte verrohten die Menschen und stumpften ab. Frauen standen nur wenige Arbeitsbereiche offen, viele sahen sich zur Prostitution gezwungen.
Da der Staat lange Zeit keine umfassende soziale Vorsorge traf, schufen Betriebe ihrerseits soziale Hilfseinrichtungen, wie z.B. Pensionskassen.
Nicht ohne Selbstzweck, wie Werner von Siemens 1872 erläutert:
"Es wird in immer weiteren Kreisen als eine Pflicht der Arbeitgeber aufgefasst … für ihre Arbeiter, deren Kräfte sie ausnutzen, Sorge zu tragen, … Dies zeigt, dass der Unternehmer damit auf den immer größeren gesellschaftlichen Druck reagiert, der durch steigende Anerkennung sozialistischer Ideen auf Fürsorge für die Arbeit drängt. Es ist (auch) von höchster Wichtigkeit einen festen Arbeitsstamm zu schaffen …Steht bei ihnen erst die Überzeugung unwandelbar fest, dass denen, die bei uns bleiben die Sorge für ihr Alter und ihre Familie genommen ist, so werden sie dadurch an das Geschäft geknüpft."
(Zitiert in: Dietrich, Carola und Annika Burchard: Die Soziale Frage im 19. Jahrhundert, Geschi.de 2002, S. 14)