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Sie sind hier: WirRheinländer > Weimarer Republik, Nazidiktatur und Zweiter Weltkrieg (1919 – 1945) > Von Navajos und Edelweißpiraten: Unangepasstes Jugendverhalten in Kölln 1933 - 1945 > Die Navajos 1936 und 1937
„Wilde" Gruppen unangepasster Jugendlicher traten in Köln spätestens seit Ende 1934 in Erscheinung. Ab 1936 war ihre Präsenz dann allerdings wesentlich ausgeprägter, was vor allem daran gelegen haben dürfte, dass sie mit dem endgültigen Verbot der bündischen Jugend im Februar 1936 und dem „Gesetz über die Hitlerjugend" vom 1. Dezember 1936 stärker in das Interesse von HJ-Streifendienst und Gestapo rückten.
Ihren Höhepunkt erlebten die Kölner „Navajo"-Gruppen, die sich über das gesamte Stadtgebiet verteilten, im Jahr 1937. Die Gestapo versuchte einen festen organisatorischen Hintergrund zu konstruieren und die angebliche „Organisation" durch Razzien und zahlreiche Festnahmen aufzulösen. Da die „Navajos" seit 1938 kaum noch Erwähnung finden, ist davon auszugehen, dass dieses Vorhaben zumindest teilweise in die Tat umgesetzt werden konnte.
Die „Navajos" – die Herkunft des Namens ist nicht zweifelsfrei zu klären - stammten fast ausschließlich aus Arbeiterfamilien und waren vergleichsweise alt. 1936/37 häufig schon um die 20 Jahre, hatten sie die Phase der Machtübernahme bewusst miterlebt: Nachdem einige früh zur HJ gefunden hatten, lehnten sie deren Drill sehr bald ab und gingen auf Konfrontationskurs. Dabei provozierten sie bewusst und öffentlich und gingen handgreiflichen Auseinandersetzungen keinesfalls aus dem Weg. Die „Navajos" - durch ihre zahlreichen Treffpunkte auch im Stadtbild präsent - stellten daher die eher „wilde" Variante unangepassten Jugendverhaltens dar.