Landschaftsverband Rheinland - Qualität für Menschen

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Erster Weltkrieg (1914 – 1918)

Verdun

Eine Schlacht als Symbol der Sinnlosigkeit

Obwohl es Schlachten während des Ersten Weltkrieges gab, die größere Truppenkonzentrationen, einen größeren Materialaufwand und höhere Verluste forderten, gilt die Schlacht von Verdun (21.02. - 15.12.1916) als das Symbol der Sinnlosigkeit einer menschenverachtenden und vernichtenden Materialschlacht überhaupt.

Als im Oktober 1914 der Bewegungskrieg zu einem Stellungskrieg erstarrt war, versuchte 1915 zunächst die französische Seite mit mehreren verlustreichen Offensiven wieder Bewegung in die festgefahrene Front zu bringen.

1916 wollte der damalige Chef des deutschen Generalstabes General Erich von Falkenhayn nun seinerseits zur Offensive übergehen, um einer französisch-englischen Offensive zuvor zu kommen.

Schwarz-weiß Foto: Schützengraben

Ziel seines Angriffes war die nach dem Krieg 1870/71 mit einem starken Festungsgürtel umgebene Stadt Verdun (Deckname "Unternehmen Gericht"). Hier wollte er das französische Heer in eine sog. "Ausblutungsschlacht" zwingen. Seine Berechnungen sahen vor, dass auf zwei gefallene oder schwer verwundete Deutsche fünf gefallene Franzosen kommen sollten. Dieses Ziel sollte erstmals durch einen massierten Einsatz von Artillerie auf engstem Raum erreicht werden. Durch die Wirkung schwerster Geschütze, von Spreng-, Splitter- und Gasgranaten, von Minen- und Flammenwerfern sollte ein verlustreicher Infanterieangriff vermieden werden. Die Infanterie sollte lediglich die von diesen Waffen völlig zerstörten Geländeabschnitte des Gegners besetzen.

Die ohnehin von einem gewissen Zynismus geprägte Berechnung Falkenhayns ging nicht auf, da er die zerstörerische Wirkung der Artillerie überschätzte. Als zudem auch die französische Seite unter ihrem neuen Oberbefehlshaber General Pétain nun ihrerseits massiert Artillerie einsetzte, arbeitete die "Blutmühle" von Verdun für beide Nationen mit gleicher Grausamkeit.

Foto: zerschossener Wald. Nur karge, zersplitterte Baumstümpfe blieben übrigIn einem Gelände, welches zunehmend nur noch einer Mondlandschaft glich, kämpften die Soldaten unter ungeheuren Verlusten oft nur um einen Geländegewinn von wenigen Metern.

Für die Befehlshaber beider Nationen war es ein Prestigeverlust, diese Schlacht abzubrechen. Ohne eine Entscheidung herbeiführen zu können, kämpfte man weiter, obwohl die zum Ausgleich der ungeheuren Verluste benötigten frischen Truppen bereits an andere Abschnitte der Front verlegt werden mussten. An der Somme hatte mittlerweile die englisch-französische Offensive begonnen, die beiden Seiten einen ebenso hohen Truppenaufwand abforderte.

Am Ende der Schlacht um Verdun befanden sich nach einer französischen Gegenoffensive die deutschen Truppen ungefähr wieder dort, wo sie ihre Offensive am 21.02.1916 begannen. Zurück blieben unzählige Tote, Verstümmelte, Verwundete und für ihr Leben traumatisierte Menschen. Da viele Tote bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt, zerrissen, beerdigt und wieder durch Artillerieeinschläge empor geschleudert wurden, lässt sich ihre genaue Zahl wohl niemals mehr ermitteln. Schätzungen gehen von ca. 200.000 toten Soldaten aus.

Die verantwortlichen Generäle beider Seiten, in deren Denken Menschenleben nur als statistische Größenordnung fungierten, wurden nie zur Verantwortung gezogen: „Das zweifelhafte oder über unsere Kräfte gehende Mittel des Massendurchbruchs ist dazu nicht nötig. ... Hinter dem französischen Abschnitt der Westfront gibt es in Reichweite Ziele, für deren Behauptung die französische Führung gezwungen ist, den letzten Mann einzusetzen. Tut sie es, so werden sich Frankreichs Kräfte verbluten, da es ein Ausweichen nicht gibt, gleichgültig, ob wir das Ziel erreichen oder nicht. Tut sie es nicht und fällt das Ziel in unsere Hände, dann wird die moralische Wirkung in Frankreich ungeheuer sein. ..."
(Aus den Memoiren des Generals Erich von Falkenhayn, die er 1919 als eine Art Rechtfertigung verfasste. Das Original der angeblich bereits 1915 verfassten Denkschrift zur Offensive bei Verdun an den Kaiser wurde bis heute nicht gefunden.)

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