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Die Rheinprovinz veränderte Preußens konfessionelles Gefüge erheblich. Die rheinisch-bergischen Reformierten stärkten den Calvinismus in dieser Bastion des Luthertums. Wie sie lehnten auch die „Altlutheraner" um Pfarrer Claus Harms (1778-1855) aus Kiel und orthodoxe und pietistische Lutheraner in Schlesien die Kirchenunion ab, da sie im Zuge der Integration des Staates und des Ausgleichs regionaler Interessen um die Identität ihres Bekenntnisses fürchteten.
Schon aus konfessionellen Gründen – das Rheinland war zu ca. 80% katholisch – war die preußische Regierung der rheinischen Bevölkerung suspekt. Das Rheinland wäre darum auf dem Wiener Kongress lieber Bayern zugeteilt worden als dem protestantischen Preußen. Das konfessionelle Gefüge Preußens wurde mit der Eingliederung des Rheinlandes erheblich verändert und der Anteil der Katholiken auf über 40% der 10,4 Millionen Einwohner Preußens nahezu verdoppelt. Aufgrund ihrer Machtverluste im Zuge der Säkularisation bemühte sich die Kirche nun auch wieder um eine Intensivierung ihrer Glaubenslehre und geriet mit dem Staat in Konflikt.
Auslöser des „Mischehen"-Streits zwischen preußischer Regierung und römischer Kurie war die Versetzung Tausender evangelischer Staatsdiener an den Rhein zum Aufbau der preußischen Verwaltung. Die tieferen Ursachen aber leiteten sich aus der Aufklärung, ihrer Staatsphilosophie und Religionskritik, her. Während Berlin seine Staatssouveränität auch in Religionsfragen durchsetzen wollte, bestand Rom auf seiner Amtssouveränität in Glaubensdingen. Doch es widersetzte sich nicht nur konkurrierenden Ansprüchen des Staates, sondern bekämpfte ebenso innerkirchliche Rivalen um die Lehrautorität. Die „Kölner Wirren" und der Fall des Bonner Theologen Georg Hermes (1775-1831), den seine objektivistisch-wissenschaftliche Offenbarungslehre das Amt kostete, belegten den großen Einfluss, den die französische Aufklärung im Rheinland sowohl auf das Verhältnis von Staat und Kirche als auch innerhalb der (hier: katholischen) Kirche ausübte.