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Die 48er Revolution

Daten

1848
Februarrevolution in Frankreich: König Louis Philippe flieht nach einem Aufstand in Paris. Frankreich wird Republik. (23.-24.2)

„Märzforderungen": In Südwestdeutschland fordern Bürger Schwurgerichte, Volksmiliz, Vereins- und Pressefreiheit. (ab 27.2.)

Unruhen in der Rheinprovinz: Nach Krawallen stellt die „Kölner Petition" neue Forderungen an Preußens Regierung. (3.3.)

Zeitungsbericht

In Preußen erfassen die revolutionären Unruhen von allen Provinzen zuerst das Rheinland, bevor sie dann rasch auf Berlin übergreifen. Anfang März 1848 geht eine vom Militär schließlich aufgelöste Versammlung von über 5.000 Menschen in Köln weit über den bisher üblichen Forderungskatalog von Liberalen und gemäßigten Konservativen - geschriebene Verfassung, frei, gleich, direkt und geheim gewähltes Parlament, Rechtsgleichheit aller Staatsbürger, Vereins- und Pressefreiheit - hinaus. Maßgeblich gelenkt von dem kommunistischen Arzt Andreas Gottschalk (1815-1849), verlangen die Teilnehmer in ihrer "Kölner Petition" u.a. Gesetzgebung und Verwaltung durch das Volk und seine revolutionären Ausschüsse, Schutz der Arbeit (d. h. vor Arbeitslosigkeit) und Sicherheit der Lebensbedürfnisse: Dieses radikale Programm, das auf eine Art Räterepublik und einen sozialistischen Wohlfahrtsstaat zielt, soll den Protest von Arbeitern und Handwerkern in Aachen, Trier, Elberfeld, Düsseldorf, Solingen und Krefeld gegen Fabrikarbeit, Maschinisierung und Lohndrückerei sowie den Unmut von Fuhrleuten und Schiffern gegen Dampfschiffe und Eisenbahnen bündeln. Damit einher gehen Steuerverweigerungen und Holzdiebstähle in den Waldungen.

Barrikade in Köln 1848

Durchschlagenden Erfolg erzielen die Unterzeichner nicht, weil einige Berufszweige, z. B. die bergischen und niederrheinischen Textilarbeiter, in ihrer großen Mehrheit passiv bleiben und sich der Schwerpunkt der politischen Entwicklung in Preußen binnen weniger Tage vom Rhein an die Spree verlagert. Dennoch geben die Petenten von Köln dem revolutionären Prozess eine öffentlichkeitswirksame Resonanz und psychologisch bedeutsame Dynamik, die in Berlin die Einsicht in die Notwendigkeit von Reformen beschleunigen.

Konzessionen des Königs: Nach Aufruhr in Berlin verspricht Friedrich Wilhelm lV. einen Verfassungskonvent und Preußens Aufgehen in einem Nationalstaat. (18.-21.3.)

„Märzministerium": Der König beruft zwei rheinische Liberale als Minister. (29.3.)

Die beiden neuen Minister David Hansemann und Gottfried Ludolf Camphausen zählen zu den profiliertesten rheinischen Unternehmern und preußischen Liberalen im 19. Jahrhundert.

Der in Berlin geborene Pfarrerssohn David Hansemann (1790-1864) betätigt sich seit 1817 als Textilgroßkaufmann in Aachen. Dort baut er 1825 den "Verein zur Beförderung der Arbeitsamkeit" auf, der Sparkassen einrichtet. 1829 schreibt er, jeder Untertan sei "verpflichtet, zum Wohl des Landes so viel als möglich beizutragen und zu diesem Zweck den Staatsbehörden über die wirklichen Bedürfnisse des Landes Aufschluss zu geben." 1830 und 1840 richtet er Denkschriften "über Preußens Lage und Politik" an den König, in denen er auf eine Repräsentativverfassung, weniger Bürokratie und mehr Bürgerbeteiligung an den Staatsgeschäften dringt. In den 1830er Jahren fordert er von der Politik mehr Berücksichtigung von Handel und Industrie im Rheinland gegenüber den Rittergütern Ostelbiens. Weitsichtig forciert er in Berlin den Eisenbahnbau am Rhein. Als Führer der liberalen Opposition im rheinischen Provinziallandtag verlangt er ein elitäres Zensuswahlrecht, ein starkes Parlament und für die Großunternehmer als "Schwerkraft des Staates" die politische Führung. Unter dem Druck der revolutionären Ereignisse ernennt ihn Friedrich Wilhelm IV. am 29. März 1848 zum preußischen Finanzminister und am 20. Juni, zusammen mit dem reformfreudigen Adligen Rudolf von Auerswald (1795-1866), zum preußischen Ministerpräsidenten. Doch schon am 8. September 1848 sieht sich Hansemann zum Rücktritt gezwungen. In der "Deutschen Frage" spricht er sich für die "kleindeutsche Lösung" unter Führung Preußens aus. 1851 gründet er die "Berliner Diskontogesellschaft".

Wie sein politischer Weggefährte Hansemann betätigt sich auch der Kölner Kaufmann Gottfried Ludolf Camphausen (1803-1890) als vielseitiger Unternehmer, Bankier und Politiker. 1837 beginnt er, bald im Verein mit Hansemann und dem liberalen Unternehmer und Politiker Gustav Mevissen (1815-1899), den Bau der Eisenbahnlinie Köln-Aachen-Antwerpen.

1841 gründet er eine Dampfschifffahrtsgesellschaft in Köln und ein Jahr später mit gleich gesinnten Wirtschaftsführern die "Rheinische Zeitung", deren Chefredakteur Karl Marx (1818-1883) wird. Im rheinischen Provinziallandtag ist er einer der prominentesten liberalen Anhänger Preußens. Am 29. März 1848 beruft ihn der preußische König zum Chef des "Märzministeriums" mit der Absicht, den sich radikalisierenden Forderungen nach tiefgreifenden Veränderungen im Staat durch begrenztes Entgegenkommen zu steuern. Bereits am 20. Juni 1848 aber entlässt er ihn wieder. In die Frankfurter Nationalversammlung gewählt, dient Camphausen als preußischer Bevollmächtigter bei der "Paulskirche" und propagiert die "kleindeutsche Lösung".

Frankfurter Vorparlament: 500 Vertreter deutscher Staaten beschließen, eine Nationalversammlung einzuberufen. (31.3.-3.4.)

Eröffnung der Nationalversammlung: In der Frankfurter Paulskirche treffen sich Delegierte aller Bundesstaaten. Ihr Ziel: eine Verfassung und ein Nationalstaat. (18.5.)

Preußische Nationalversammlung: Sie soll die schon 1815 zugesagte Verfassung entwerfen, ist aber handlungsunfähig. (22.5.)

"Provisorische Zentralgewalt": Der Präsident der „Paulskirche" setzt im Alleingang die Ernennung eines deutschen Staatsoberhauptes und einer Regierung durch. (27.6.)

Kölner Dombaufest: Die 600-Jahr-Feier der Grundsteinlegung dieses "Denkmals der Einheit" findet im Volk großen Beifall. (15.8.)

Verfassungsoktroi: Nach Auflösung der Nationalversammlung erlässt der preußische König eine Verfassung. Sie sichert manche Freiheiten und viele Adelsprivilegien. (5.12.)

Grundrechtekatalog: Die "Paulskirche" verabschiedet ein "Gesetz über die Grundrechte des deutschen Volkes". (21.12.)

1849
Frankfurter Verfassung und Kaiserwahl: Die "Paulskirche" stimmt für eine neue Bundesverfassung und für Friedrich Wilhelm IV. als künftigen "Kaiser der Deutschen". (28.3.)

Ablehnung der Kaiserkrone durch den preußischen König: Friedrich Wilhelm IV. lässt damit die "Paulskirche" scheitern. (28.4.)

Regionale Aufstände: Die Ablehnung der Kaiserkrone löst im Rheinland und in anderen Teilen Deutschlands Unruhen aus, die gewaltsam niedergeschlagen werden. (Mai)

1852
"Kölner Sensationsprozess"
: In einem rechtswidrigen Verfahren erhalten sieben Kommunisten lange Haftstrafen. (Okt./Nov.)

Der Kommunistenprozess 1852

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