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Die 48er Revolution

Auswanderung

Die ungleiche Verteilung der öffentlichen Lasten und die Vernachlässigung der sozialen Frage führten viele Handwerker, Tagelöhner und Kleinlandwirte in den Ruin. Ab den 30er Jahren setzte deshalb eine gewaltige Auswanderungswelle in die Vereinigten Staaten ein. Inspiriert vom Solinger Arzt Gottfried Duden, der als Akademiker einige Jahre vergebens versucht hatte, in Missouri eine Farm zu führen und seine Erlebnisse in Buchform veröffentlichte, verließ zu Beginn der 30er Jahre die "Solinger Auswanderer Gesellschaft" die Heimat. Als Brückenkopfleute waren sie Ursache für eine Massenauswanderung von rund 250.000 Rheinländerinnen und Rheinländern, die ihrem Ruf in die Neue Welt folgten.
Während Preußen die Freizügigkeit seiner Bürger seit 1818 nicht mehr grundsätzlich beschränkte, knüpfte es die Auswanderungserlaubnis an die Genehmigung der Bezirksregierungen, bei Militärpflichtigen und aktiven Beamten an die der zuständigen Behörde. Die erste Gesetzesregelung der Emigration aus Preußen erfolgte 1842. Statistiken über die Auswanderung wurden ab dem 1. Oktober 1844 geführt. Von 1844 bis 1871 wurden 125.648 Bewohner der Rheinprovinz als Auswanderer erfasst.
Die fünf rheinischen Regierungsbezirke in Preußen wiesen eine zum Teil sehr unterschiedliche Auswanderungswilligkeit auf, wobei die strukturschwachen Gegenden von Eifel, Hunsrück und Westerwald deutlich höhere Raten zeigten als die sich zügig industrialisierende und verkehrstechnisch bevorteilte nördliche Hälfte der Rheinprovinz. Von 1844 bis 1871 verloren die Regierungsbezirke Düsseldorf (17.205/1,6%), Köln (11.075/2,1 %), Aachen (8.926/2,0%), Trier (50.254/9,4%) und Koblenz (38.188/7,35) im Durchschnitt jeden 25. Einwohner (4,0% ihrer Bevölkerung) durch Auswanderung in Staaten des Deutschen Bundes, Europas und Amerikas.
Aus den zahlreich erhaltenen Auswandererbriefen geht hervor, wie gezielt Landwirte und Handwerker von den Vorausgereisten angeworben wurden. Sehr bald schon sah sich die preußische Regierung gezwungen, die Auswanderung zu reglementieren, um Fachhandwerker an das Rheinland zu binden. Nach der Einführung des Auswandererkonsenses verließen tausende Rheinländer ohne Erlaubnis ihre Heimat, um sich in Amerika niederzulassen, darunter unzählige Fahnenflüchtige.

Der Rhein war bis in die 70er Jahre wichtigster Wasserweg für Auswanderungswillige. Auf Flößen fuhren die Auswanderer bis Rotterdam. Die Besserverdienenden leisteten sich in der zweiten Hälfte des 19. Jh. dagegen die Fahrt mit der Köln-Mindener Eisenbahn. Auf Weserkähnen wurde dann die letzte Etappe bis Bremerhaven, dem bedeutendsten deutschen Auswandererhafen, zurückgelegt.

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