Landschaftsverband Rheinland - Qualität für Menschen

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Industrialisierung / Proletariat

Industrialisierung in der Rheinprovinz

Industrialisierung bedeutete nach der Erschließung der Kohlevorkommen durch Tiefschächte sowie der Einführung von Koksöfen zur Energiegewinnung zunächst Eisen- und Stahlproduktion. Die Montanindustrie war die Grundlage für alle anderen Industrien, auch im Ruhrgebiet. Daneben traten die Metall verarbeitenden Industrien.

Dicke Berta

Zentren des Maschinenbaus wurden Duisburg, Essen, Sterkrade, Köln und Aachen. In Köln entstanden auf Grund der bahnbrechenden Erfindung des Vergasermotors (Ottomotor) von Nicolaus August Otto 1867 Betriebe wie die Maschinenbauanstalt Humboldt oder die Deutzer Gasmotorenfabrik. In Solingen und Remscheid wuchs die traditionelle Werkzeug- und Klingenherstellung. Die chemische Industrie erfuhr ebenfalls einen rapiden Aufschwung. Die Firma Bayer, in Barmen gegründet, einem heutigen Stadtteil von Wuppertal, siedelte 1891 nach Wiesdorf am Rhein, heute Leverkusen, um und wurde dort zu einem weltweit erfolgreichen Unternehmen, ähnlich wie Henkel in Düsseldorf.
Dass dieser ungeheure wirtschaftliche Aufschwung der Region erfolgen konnte, lag auch an den bekannten Unternehmensgründern und Industriepionieren, die die Gunst der Stunde genutzt und Imperien geschaffen haben. Manche vertraten dabei einen extremen Kapitalismus, andere sorgten sich um die soziale Absicherung ihrer Arbeiter.
Zu den bedeutendsten rheinischen Großunternehmern im neunzehnten Jahrhundert zählten: Friedrich Bayer (1825-1880), Chemie, Barmen; Moritz Böker (1853-1933), Eisenindustrie, Remscheid; Johann Gottfried Brügelmann (1750-1802), Textilindustrie, Ratingen; Carl Duisberg (1861-1935), Chemie, Leverkusen; Franz Carl Guilleaume (1834-1887), Kabelfabrikation, Köln; Franz Haniel (1779-1868), Kohlebergbau, Hüttenindustrie, Gelsenkirchen und Duisburg; Johann Abraham Henckels (1813-1870), Schneidwarenindustrie, Solingen; Adolph (1845-1923) und Emil Kirdorf (1847-1938), Hütten- und Stahlindustrie, Bergbau, Mettmann, Aachen, Gelsenkirchen; Alfred Krupp (1812-1887), Eisen- und Stahlindustrie, Essen; Eugen Langen (1833-1895), Zuckerindustrie, Köln; Reinhard (1856-1922) und Max Mannesmann (1861-1915), Eisen- und Stahlindustrie, Remscheid; Gustav Mevissen (1815-1899), Bergbau, Hüttenindustrie, Eisenbahnbau, Bankwesen, Köln; Konrad Gustav Pastor (1796-1890), Bergbau, Eisen- und Stahlindustrie, Aachen und Belgien; Carl Poensgen (1802-1848), Verhüttungsindustrie, Prüm; Carl Theodor Puricelli (1794-1872), Friedrich Puricelli (1792-1880) und Heinrich Puricelli (1797-1876), Hüttenindustrie, Rheinböllen; Gustav Matthias Stinnes (1826-1878), Kohlebergbau, Eisenverhüttung, Güterschifffahrt, Duisburg; Gustav Talbot (1829-1899), Eisen- und Stahlindustrie, Aachen; August Thyssen (1842-1926), Eisen- und Stahlindustrie, Duisburg. Viele der von diesen Industriellen begründeten Unternehmen bestehen bis heute fort, zum Teil als Fusion (z. B. Thyssen-Krupp) oder mit verändertem Produktprofil (z. B. Stinnes). Manche sind im Zuge der Konzentrationswelle seit den 1980er Jahren ganz verschwunden (z. B. Mannesmann nach der Übernahme durch den britischen Konzern Vodafone).
Mit dem wirtschaftlichen Aufschwung gewannen Energiequellen und schnelle und zuverlässige Transportwege an Bedeutung. Die Rheinprovinz besaß zu Beginn des 19. Jahrhunderts eines der dichtesten Eisenbahnnetze der Welt und zusätzlich gute Verbindungen über die Wasserstraßen, die weiter ausgebaut wurden, so der Dortmund-Ems-Kanal 1891-1899 und der Rhein-Herne-Kanal 1905-1914. Duisburg-Ruhrort hatte den größten Binnenhafen Europas.

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