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Nach der gescheiterten Revolution von 1848 kam eine Phase der Restauration, d.h. der Rückkehr zu politisch überholten Konzepten. Die Ideale der Französischen Revolution Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit spielten in der Politik Deutschlands keine große Rolle mehr. Dennoch gab es nun sogar in Preußen eine Verfassung und eine Volksvertretung, auch wenn diese Einrichtungen unseren heutigen demokratischen Ansprüchen nicht genügen würden. So herrschte das Dreiklassenwahlrecht, das mit der Einteilung der Bevölkerung in drei Steuerklassen die Wahlstimmen nach dem Einkommen gewichtete. Dem armen Bevölkerungsanteil, der 80% umfasste, wurde ebensoviel Einfluss zugestanden wie den 4% der Unternehmer und Großbürger.
Im Deutschen Bund versuchte Preußen unter der Führung Bismarcks ständig seine Führungsrolle vor allem gegenüber der anderen deutschen Großmacht Österreich zu behaupten. Diese Überlegenheit Preußens im Dualismus mit Österreich gegenüber den anderen deutschen Staaten war neben seiner leistungsfähigen Militärmacht auch durch die hier besonders fortgeschrittene Industrialisierung möglich geworden.
Die Industrielle Revolution war eine Entwicklung, die von England ausgehend mit der Erfindung der Dampfmaschine, des mechanischen Webstuhls und der Spinnmaschine die gesamte Wirtschaft von Grund auf änderte. Auch die sozialen Veränderungen waren tiefgreifend. Eine agrarisch geprägte Gesellschaft veränderte sich zur Industriegesellschaft mit einer neuen Klasse, den Arbeitern. Ab 1850 machte sich diese Entwicklung auch in Preußen und vor allem auch im Ruhrgebiet bemerkbar.
Die Region war durch Rohstoffvorkommen besonders im Bergbau und der Eisen- und Stahlherstellung erfolgreich und wurde ein treibendes Element des Fortschritts. Die neu errichteten großen Betriebe benötigten viele Arbeitskräfte, die sich in fabriknahen Ortschaften ansiedelten, wodurch Städte und Ballungszentren entstanden.
Dampfschiffe und die Eisenbahn hatten eine Revolution im Transportwesen zur Folge. Der schnelle Ausbau der Bahnstrecken führte wiederum zu einem Anstieg der Stahlproduktion und stellte seine Verarbeitung vor neue Erfordernisse. Unter diesen Vorzeichen konnten sich Betriebe wie Krupp, Thyssen, der Bochumer Verein, Klöckner, Haniel und Mannesmann so wie viele andere zu international bekannten Unternehmen entwickeln, die auf Weltausstellungen ihre Leistung demonstrierten. Mit der Gründung des Deutschen Reiches 1871, der Einführung eines gemeinsamen Marktes und dem Ausbau der Verkehrswege konnten gerade auch die preußischen Westprovinzen in diesen Gründerjahren von dem wirtschaftlichen Aufschwung profitieren.